In der Vollsitzung am 25.06.2019 wurde im nichtöffentlichen Teil über die Umrüstung der gesamten Straßenbeleuchtung in allen Ortsteilen auf LED entschieden. Das Thema war aufgrund des finanziellen Aspekts der Auftragsvergabe leider im nichtöffentlichen Teil, auch wenn es sicher viele Bürger interessiert hätte. Nun könnte man natürlich die Umrüstung öffentlich diskutieren und den Auftrag anschließend nichtöffentlich vergeben. Man könnte sogar der Ansicht sein, dass selbst bei einer öffentlichen Vergabe der Stadt kein Nachteil entstehen würde, da Bayernwerk der einzige Anbieter ist und daher ohnehin kein preislicher Vergleich stattfinden kann.
Aber so weit sind die Verwaltung und der Stadtrat in Sachen Transparenz leider noch lange nicht.
Doch zurück zur LED-Beleuchtung.
Die Lichttemperatur der neuen LED Leuchten soll 4000 K betragen (neutralweiß). Diese Standard-LED-Leuchten sind jedoch Todesfallen für nachtaktive Insekten und eine deutliche ökologische Verschlechterung gegenüber den bisher üblichen Natriumdampflampen, wie auch schon in der Berichterstattung des Fränkischer Tags vom 12.06.2019 zu lesen war.
Die allgemeine Empfehlung für eine insektenfreundlichere Beleuchtung lautet daher, warmweiße LED-Lampen mit maximal 3000 K zu verwenden, oder besser noch bernsteinfarbene LEDs mit 1800 K, bei denen der blaue Farbanteil fast vollständig herausgefiltert wird. Dazu sollte man drei Dinge wissen:
- Lichttemperatur und Lichthelligkeit haben nichts miteinander zu tun. Alle Leuchten strahlen gleich hell: Die einen rötlicher, die anderen bläulicher.
- Der Stromverbrauch der 3000K Leuchten ist gleich hoch oder nur minimal höher als bei den 4000K Leuchten, was bei der enormen Einsparung gegenüber Standardleuchten überhaupt nicht ins Gewicht fällt. Lediglich die 1800K Leuchten verbrauchen im Vergleich 30% mehr Energie (aber immer noch weit weniger als die Hälfte gegenüber konventionellen Leuchten).
- 3000K und 4000K Leuchten haben den gleichen Preis.
Selbstverständlich habe ich mich daher für den Einsatz von 3000K Leuchten stark gemacht – schließlich können wir so aktiv etwas für den Umweltschutz tun, und das ohne jeden Nachteil und ohne Mehrkosten! In besonders schützenswerten Gebieten (wie z.B. Pünzendorf), habe ich für den Einsatz von 1800 K Leuchten trotz des leichten Mehrverbrauchs plädiert, da sich dort die Lichtverschmutzung besonders gravierend auswirkt.
Der Bürgermeister findet jedoch das neutralweiße Licht schöner und nach seiner Meinung auch „sicherer“, auch nachdem ich mehrfach auf den Unterschied zwischen Lichttemperatur und Lichthelligkeit hingewiesen habe.
Damit kam es, wie es kommen musste: Der Stadtrat entschied sich mit 18:3 Stimmen für die insektenfeindlichen neutralweißen LED-Leuchten.
Es ist wirklich ernüchternd. Ein einziges Mal hätte man in Scheßlitz Umweltschutz zum Nulltarif haben können. Leider schaffen wir nicht einmal das. Sollten „christliche“ Parteien und Listen im Stadtrat nicht eigentlich alles unternehmen, um die Schöpfung zu bewahren, statt sie sinnlos zu dezimieren?
Ralph Behr
28.11.2019